Das Paradies unter der Polymerglocke – urgent request
Werter Herr, ich schreibe Ihnen heute wieder in der Hoffnung, dass Sie es ermöglichen können, mir das bewusste Ersatzteil für meinen Terraformingreaktor zu beschaffen. Ich weiß, dass nur Sie dazu imstande sein werden, denn Sie interessieren sich ja, wie ich unserer bisherigen Korrespondenz entnehme, von jeher für die altertümliche Technik, mit der die raumfahrenden Nationen zu Beginn des 2. Jahrtausends den Mars zu begrünen gedachten, um dort ein luxuriöses Habitat für zahlende Kunden zu errichten, (die allesamt an der Vernichtung der irdischen Atmosphäre direkt oder indirekt beteiligt gewesen sind).
Was für ein Glück, dass Sie meine erste Botschaft auf der alten Funkfrequenz jemals erreicht hat, und dass es für diese Art der Übermittlung gar keine Gesetze mehr gibt, die den Umgang einschränken oder gar verbieten würden. Ich frage mich zuweilen, ob es noch andere Funkstationen gibt, die ihnen Nachrichten senden und ob die Ihre nicht als Relais dienen könnte. Ich habe aber Verständnis dafür, wenn Sie mir davon schweigen, falls Sie dadurch in Konflikt mit Bestimmungen geraten, die ich gar nicht kenne.
Über den optischen Datenknoten habe ich immerhin einen Hinweis erhalten, ein außer Dienst gestelltes Raumfahrzeug verroste in der südlichen Hemisphäre und darin ein fast vollständig erhaltenes Exemplar der Vorversuchsreihe des Terraformingreaktors A/12/TF-17. Wissen Sie etwas darüber? Es wäre zu schön, um wahr zu sein. Nun, mir ist klar, was man von Informationen über die offiziellen Datenknoten halten kann. Zudem wäre es mir mit meinem geringen Wasserstoffvorrat nicht möglich, eine Drohne auszusenden, die ihren Bestimmungsort erreicht und unbeschadet auf die Nordhalbkugel zurückkehrt.
Wenn Sie es fertig brächten, mir über Zentrale Mediation das Ersatzteil zu beschaffen, würde ich der ZM-Drohne auf dem Rückweg einige Salvia D-Samen von bester Qualität mitschicken. Ich zähle auf Sie und Ihren guten Geschmack! Mein ruckelnder TFR kann den Kreislauf schätzungsweise noch 49 Tage in Gang halten. Dann sterben nacheinander Flora und Fauna unter meiner Käseglocke, und ich müsste mein Zuhause zwangsläufig mit ungewissem Ziel verlassen. Wir werden ewig leben, aber wozu? Ich danke Ihnen, wie auch immer, mein lieber junger Freund.
