(6) Keiner kennt keinen.
Mundl schaute auf, lächelte den Barkeeper dankbar an, schenkte sich großzügig ein und nahm einen großen Schluck. Im Allgemeinen war er bis jetzt mit seinem Leben zufrieden gewesen – sogar in diesem Moment schien ihm alles fast in Ordnung – allenfalls häuften sich wie immer absurde Unwägbarkeiten überall im Universum.
Er zupfte sich am linken Ohr, dabei glitt sein Blick zum großen Kristallspiegel über der Bar und er konnte jetzt sehen, was ihm beim Eintreten entgangen war. Der Spiegel reflektierte stumm das Bild einer elegant ins obere Stockwerk sich schwingenden, reich mit Schnitzereien und Drechselarbeiten von höchster Kunstfertigkeit geschmückten, repräsentablen Treppe aus duftendem Zedernholz, auf der eine muntere Schar hübsch gekleideter Äffchen turnte – zuweilen so ausgelassen, dass sie ihre seidenen Schühchen zertanzten.
Mundl schaute auf sein Glas, kniff die Augen zusammen und wagte einen weiteren Blick und die Szenerie. Jahrmarktslärm drang aus dem Spiegel und ein betagtes Kinderkarussell, auf dessen vier Holzpferden (nicht jedoch auf den Lokomotiven) sich hunderte Stare niedergelassen, drehte sich gemächlich Runde um Runde. Mundl sang den Mississippi Song ‚I Asked For Whiskey, She Brought Me Gasoline‘.
Der Schrumpfkopf, der sich eben anschickte das Lokal zu verlassen, sang: „You spin me right round, baby Right round like a record, baby Right round round round. You spin me right round, baby…“ und war schon zur Tür raus.